ich möchte das neue Schuljahr mit einer Positivgeschichte beginnen.
Die fröhlichen Schüler von Heidelberg – Glück als Unterrichtsfach
Was sich viele Schüler schon immer gewünscht haben, wurde ab 10. September 2007 an der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg wahr. Mit dem Unterrichtsfach „Glück“ wird der Versuch unternommen, den Schülern Bildung im ursprünglichen Sinn zu vermitteln. „Ziel ist die Förderung von persönlicher Zufriedenheit, Selbstsicherheit, Selbstverantwortung und sozialer Verantwortung“, sagt Direktor Ernst Fritz-Schubert. Sogar dem SPIEGEL war dieser aus meiner Sicht mutige und spannende Versuch schon eine Geschichte wert. Ich würde mir viele „Nachahmungstäter“ in Österreich wünschen. http://www.willy-hellpach-schule.de/
Der KURIER-Schüleranwalt wird weiter gestärkt
Zur Freude vieler Schüler und Eltern und zum Schrecken mancher Lehrer und Schulbürokraten wird der KURIER den Schüleranwalt sowohl in der Zeitung als auch online ab September weiter aufrüsten. Sie können die brisantesten Themen und Fälle jeden Montag lesen und online verfolgen. http://www.kurier.at/schueleranwalt/
Ergebnisse der Klausur Bessere Schulen für Österreich
Im Juni habe ich eine Runde von Wissenschaftler, Lehrern, Beratern und Künstlern zu einer Klausur gebeten. Das Ziel war es, die vielen Ideen und Konzepte, die an mich herangetragen wurden, konstruktiv zu diskutieren und vor allem zu entscheiden, was ich im Herbst selbst für einen Beitrag leisten kann. Einige sehr subjektive Erkenntnisse aus meiner Sicht:
Meine Rolle:
- Die Diskussion, die DER TALENTIERTE SCHÜLER UND SEINE FEIDNE entfacht hat, konnte nur jemand auslösen, der nicht Lehrer oder Experte ist. Meine primäre Aufgabe wird es daher weiterhin sein, am Schmerzpunkt des Schulsystems zu bleiben und die Notwendigkeit von Veränderungen aufzuzeigen. Der kurze Zeit spürbare sanfte Veränderungswille ist in Gefahr, wenn sich die Vertreter der „Das wird alles sehr teuer und dauert mindestens 10 Jahre“ Mentalität durchsetzen. Das zu verhindern wird auch weiterhin meine wichtigste Aufgabe sein.
Der Befund:
- Wir haben kein Konzeptdefizit – wir haben ein Umsetzungsdefizit. Das notwendige Wissen über die Schule von morgen ist vorhanden, es fehlt nur der Wille jenen die Macht zu geben, die das gerne umsetzen wollen, oder sie zumindest nicht weiter zu behindern.
- Selbst dort wo der Wille zu positiven Veränderungen gegeben ist scheitert dieser meist an der fehlenden Sozialkompetenz der Beteiligten, an der katastrophalen Organisationskultur der Mittelmäßigkeit und an der Angst von jedem vor jedem.
- Alle diskutieren was alles noch in der Schule gelehrt werden sollte (Sozialkompetenz, Ernährung, Gesundheit, Kreativität usw.) obwohl es schon fast 20 Unterrichtsprinzipien gibt. Niemand hat aber den Mut zu sagen was ersatzlos gestrichen werden soll. Reformen benötigen Raum. Die Lehrpläne gehören nicht entrümpelt sondern abgeschafft.
- Die Verantwortung was gelernt wird gehört zu Lehrern in die Klassenzimmer. Eine Hauptschule im ländlichen Raum von Tirol hat völlig andere Herausforderung als eine im 10. Bezirk in Wien. Das natürliche Lerninteresse des Schülers muss endlich in den Mittelpunkt gerückt werden.
- Unterricht ist ein Bestandteil von Lernen, aber nicht der Wichtigste. Derzeit herrscht die kollektive Selbsttäuschung, dass das was unterrichtet wird auch tatsächlich gelernt wird. In Wirklichkeit geht aber derzeit 90 Prozent des Unterrichtsstoffs verloren, weil er nie beim Schüler ankommt.
- Wir brauchen daher ein Lernministerium, das selbst lernt und nicht durch Erlässe von oben verordnet und glaubt dass man dadurch die soziale Realität an den Schulen beeinflusst. Schulen müssen zu Orten des gemeinsamen Lernens werden, das heißt auch Fehler zulassen und wechselseitig Feedback geben.
- Diese sehr kompakte Darstellung soll nur der Startschuss für eine inhaltliche Diskussion sein, für die ich ab Mitte September wie angekündigt ein Forum auf dieser Website anbieten werden.
Umwandlung dieses Blogs in ein Web-Forum
In spätestens zwei Wochen wird dieser Blog, der auf Grund des enormen Echos die technischen Voraussetzungen gesprengt hat, in ein Web-Forum umgewandelt. Dieses wird vor allem den vielen bildungspolitisch Interessierten die Möglichkeit bieten, ihre Ideen und Konzepte mit anderen konstruktiv zu diskutieren. Es wird selbstverständlich auch weiterhin Raum für hitzige virtuelle Wortgefechte über mein Buch und meine Thesen geben.
Wie immer freue ich mich auf Ihre Meinungen.
Andreas Salcher